Das Kleinkastell Maisel (in der älteren Literatur zuweilen auch als Wachturm Wp 3/39 gezählt) ist ein obertägig nicht mehr wahrnehmbares römisches Militärlager an der westlichen Taunusstrecke (Strecke 3) des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Bodendenkmal befindet sich nordwestlich von Glashütten, einer Gemeinde im hessischen Hochtaunuskreis.
Lage und Forschungsgeschichte
Im heutigen Siedlungsbild liegt das ehemalige Kastell als Bodendenkmal zwischen Glashütten und Kröftel, einem Stadtteil von Idstein im Rheingau-Taunus-Kreis. Es befindet sich in einem Waldstück unmittelbar westlich des Kröfteler Weges, der die beiden Orte miteinander verbindet. Topographisch liegt es in 455 Höhenmetern auf einem sich nach Norden erstreckenden Höhenzug. Da genau an dieser Stelle ein Wachturm zu erwarten gewesen wäre, wurde das Kleinkastell zunächst als Wp 3/39 gezählt. Der Weg zwischen Glashütten und Kröftel wurde als möglicherweise vorrömisch angesprochen, was aber nicht gesichert ist.
Das kleine Kastell wurde schon von Carl Rossel (1815–1872) und Karl August von Cohausen (1812–1894) dokumentiert und schließlich 1892 von der Reichs-Limeskommission unter der Leitung des Streckenkommissars Louis Jacobi (1836–1910) eingehender untersucht und beschrieben.
Eine örtliche Informationstafel gibt die Auskunft, dass ursprünglich die Reste des Kleinkastells als Wolfsfanggrube interpretiert wurden, bevor hier Erkundungen stattfanden, was unter anderem im Zusammenhang mit einem möglichen Brunnen steht. Daher leitet sich auch der Name Wolfsgarten ab.
Befunde
Die Aufmessungen der Kommission zeigten ein quadratisches Kastell von außen 29,60 Meter und innen 23,20 Meter Länge. Cohausen hatte demgegenüber mit den von ihm gemessenen Seitenlängen 24,20 Meter, 27,70 Meter, 24,70 Meter und 24,50 Meter die Form eines unregelmäßigen, wohl ursprünglich ein Quadrat anstrebenden Vierecks ermittelt, dessen Nordecke aus dem theoretischen Quadrat um etwa zwei Meter heraussprang. Die Wehrmauer war als Trockenmauerwerk ausgeführt, ihre Mächtigkeit lag zwischen 2,90 und 3,15 Metern. Sie war als Füll- oder Schalenmauerwerk konstruiert, dessen Außenseiten aus behauenen, 15 × 30 Zentimeter großen Grauwackesteinen sorgfältig gearbeitet waren. Der Bereich zwischen den Schalen war mit kleinen Steinen und Schotter aufgefüllt. Vor der Mauer befand sich eine 0,80 bis 0,90 Meter breite, mit Letten und Geröll verfestigte Berme. An die Berme schloss sich ein 3,70 Meter breiter und 1,20 Meter tiefer Spitzgraben an. An der Nordseite des Kastells befand sich das einzige Tor der Anlage. Es lag nicht mittig, sondern war um etwa zwei Meter nach Westen verschoben. Vor dem Tor setzte der Graben aus, die Durchfahrtsbreite betrug ungefähr 3,30 Meter.
Im Kastellinneren konnten die Spuren von Kochstellen und die Reste einer Heizung nachgewiesen werden. Zum Bau der Heizung waren gestempelte Ziegel der Legio XXII Primigenia und der Cohors IIII Vindelicorum (4. Kohorte der Vindeliker, Ziegelei am Kastell Großkrotzenburg) verwendet worden. Daneben fanden sich ein Denarius aus der Regierungszeit des Kaisers Vespasian (69–79) sowie Bronzemünzen der Kaiser Trajan (98–117) und Gordian III. (238–244). Ferner wurden zum Zentrum hin Spuren gefunden, die auf einen möglichen Brunnen hinweisen, sowie in der Südwestecke des Lagers eine rundliche Vertiefung.
Galerie
Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Maisel und dem Kastell Kleiner Feldberg
Vom Kleinkastell Maisel aus zieht der Limes zunächst weiter in östliche Richtung mit schwacher Tendenz nach Nord und verläuft nahezu ausschließlich durch Wald- und Waldrandgebiete. Auf seinem Weg steigt er insgesamt um nahezu 240 Höhenmeter an, wobei er am „Roten Kreuz“ mit 695 m ü. NN den höchsten Punkt der Strecke erreicht, um anschließend bis zum Kastell Feldberg wieder einige Meter abzufallen. Ebenfalls am „Roten Kreuz“ ändert er seine Richtung und schwenkt zwischen Wp 3/45 und dem Feldbergkastell in großem Bogen in eine stärker nordöstliche Richtung ein.
Denkmalschutz
Das Kleinkastell Maisel und die erwähnten Anlagen sind als Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind es Bodendenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
- Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 126
- Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe der Auflage von 1982. Nikol, Hamburg 2002. ISBN 3-933203-58-9, S. 387
- Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 92–94
- Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 126
- Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, Strecke 10, S. 95–104, Tafel 6, Abb. 7, und Tafel 7.
Anmerkungen



